Russland: Orthodoxe Kirche bricht Gemeinschaft mit Erzbischof von Zypern

Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) hat entschieden, Erzbischof Chrysostomos (Dimitriou) von Zypern künftig nicht mehr zu kommemorieren. Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern hatte bei einem Gottesdienst Ende Oktober erstmals das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epifanij (Dumenko), unter den Vorstehern der orthodoxen Lokalkirchen erwähnt. Die ROK betrachtet dies jedoch als „antikanonische Kommemoration“, da sie die OKU nicht anerkennt.

Der Hl. Synod betonte aber, dass es sich beim Schritt Erzbischof Chrysostomos um eine persönliche Entscheidung ohne Zustimmung der Hl. Synode seiner Kirche gehandelt habe. Er verwies darauf, dass sich mehrere Bischöfe öffentlich gegen das Vorgehen von Chrysostomos ausgesprochen haben. Außerdem erinnerten die Mitglieder des Hl. Synods daran, dass die Hl. Synode der Kirche von Zypern im Februar 2019 offiziell die Legitimität der Bischöfe der OKU angezweifelt habe. Zudem habe Chrysostomos in der Frage der Autokephalie für die ukrainische Orthodoxie wiederholt die Position der ROK unterstützt. Daher entschied die ROK, Chrysostomos nicht mehr zu kommemorieren und die eucharistische Kommunion mit ihm und allen Hierarchen seiner Kirche, die seiner Haltung folgen, abzubrechen.

Die Ende 2018 gegründete OKU erhielt im Januar 2019 vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Autokephalie. Bisher wurde sie aber nur von der Griechischen Orthodoxen Kirche und dem Patriarchat von Alexandria anerkannt. Die Hl. Synode der Kirche von Zypern diskutierte am 23. und 25. November die Situation. Im anschließend veröffentlichten Statement heißt es, sie stelle sich der Entscheidung von Chrysostomos nicht entgegen. Zugleich erwarte sie eine breitere Diskussion, um die Krise zu überwinden. Diese Haltung wird nun weitgehend als Anerkennung der OKU interpretiert, auch wenn die Entscheidung der Hl. Synode mit zehn zu sieben Stimmen knapp ausfiel. So gibt es weiterhin Bischöfe, die dies ablehnen. So argumentierte Metropolit Nikiphoros (Kykkotis) von Kykkos, es sei eine Frage des Glaubens und der heiligen Regeln und deshalb sei die Entscheidung der Hl. Synode nicht bindend.

Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Außenamts der ROK, hob in seinem Kommentar zum Statement der Kirche von Zypern die Uneinigkeit der Hierarchen hervor. Ein Teil der Bischöfe lehne die Entscheidung, geleitet von den „Kanones und ihrem bischöflichen Gewissen“, „kategorisch“ ab. Zugleich wollten sie aber zweifellos die Einheit ihrer Kirche und den Frieden mit den anderen Bischöfen wahren. (NÖK)

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